Am 24.09 hatte ich, Wähler, und die anderen Wähler sicher auch gedacht, einen neuen Regierungsauftrag vergeben zu haben. Und eine Partei hat auch gerufen, wir haben ihn und keine andere hat dagegen revoltiert, wie z. B. in Kenia. Also hat sie ihn ja wohl. Aber was geschieht? Wenn ich richtig sehe: nichts. 14 Tage wurden schlicht verschlafen. Oder habe ich nur geschlafen?
Nun höre ich, dass morgen die Partei oder meinetwegen das geschwisterliche Bündnis, das diesen Auftrag hat, sich erst einmal darüber mit sich selbst einigen will, was sie eigentlich will. Wir, also eigentlich die anderen, aber ich respektiere ja auch, was die anderen getan haben, also doch wir, wir haben eine Regierung gewählt, die nicht richtig weiß, was sie will. Ja, wie blöd sind wir denn eigentlich? Hatten die denn kein Programm, von dem sie sich doch nur den einen oder anderen Punkt von den zukünftigen Partnern abhandeln lassen muss und dafür sich ein paar neue, völlig überraschende Punkte reindrücken lassen muss?
Zugegeben, dafür mag man ein wenig Zeit brauchen, das Spiel von Geben und Nehmen oder Antun und Leiden muss ja ausgeglichen bleiben. Aber wie ich höre, gibt es dafür noch nicht mal eine Terminvereinbarung. Warum wohl nicht? Ganz klar: man weiß ja noch nicht, wann man mit sich selbst einig ist und da kann man wohl noch nicht die Sonde in die anderen Parteien hineinhalten. Morgen soll der Beginn der Selbsteinigung starten, heute wird die Chefin noch von ihrer Jugend verhauen und übermorgen? Da ruft die Chefin zur Sondierung auf! Denkste, da wird eventuell bekannt gegeben, wann man den Beginn der Selbsteinigung fortsetzen will.
Nun aber genug mit der Häme. Die Medienlandschaft und etliche Parteigenossen (äh, natürlich nicht die von der SPD und Linken) sind ja schon voller Euphorie über die gewaltigen Chancen, die die mittelamerikanischer Koalition bietet, welchen ungeheuren Schub sie in unsere deutsche politische Landschaft bringen wird oder sagen wir vorsichtiger: bringen könnte. Ja, so optimistisch will auch ich sein, das könnte toll werden, wenn sich da ganz kluge Politiker zusammenfinden. Und dann müsste sich nicht nur die AfD warm anziehen sondern auch und vor allem die SPD. Nur für die Linke sehe ich da echte Chancen, denn eins wird diese Koalition in keinem Fall angehen oder gar bewerkstelligen: die Schere zwischen Arm und Reich ein Stück zusammendrücken, auch wenn die Grünen schon ein bisschen ihr sozialer Stimmchen erhoben haben.
Wenn es tatsächlich zu Koalitionsverhandlungen kommt – daran glaube ich tatsächlich noch – werde ich mich wieder an Prognosen wagen. Nun dürft Ihr Euch noch in der Fortsetzung der Überschrift ein wenig üben, Vorschläge: nach der Wahl ist … Ratlosigkeit, ist … vor der Wahl, ist…
Der heutige Kommentar von Joachim Arntz in der Berliner Zeitung „Die Zeitverschwender“ liest sich wie eine Wiederholung mit anderen Worten. Poltopa ist also nicht allein.