Gundermann

Selten hat mich ein Film in letzter Zeit so bewegt wie dieser. Es ist eben doch unsere Biografie, unser Schicksal, unser Leben, das da an unsere Tür klopft nach 30 Jahren noch einmal. Es ist nicht zu glauben , wie tief ein intelligenter, aber sehr gläubiger Mensch, gläubig natürlich im Sinne der kommunistischen Ideologie, so tief in einen moralischen Abgrund verschwinden kann. Natürlich kann man in die Falle gelockt werden, einem und insbesondere diesem Geheimdienst Zuarbeit zu leisten. Aber Freunde und Bekannte schamlos und ohne Note zu verraten, macht sprachlos. Und dazu noch ein solch überzeugender Künstler, der von solchen Versuchungen doch noch eher gefeit sein sollte und dem Staat und dessen Obrigkeit doch zutiefst kritisch gegenüber gestanden hat. Man steht tatsächlich etwas sprachlos vor diesem Phänomen und beginnt dennoch immer mehr seine Lieder zu lieben und sie nicht zu verachten. So wird es auch seiner neuen Band in der Wendezeit gegangen sein, als er sich offenbart hat und sie dann noch mit ihm weiter gespielt haben. Die beeindruckende Persönlichkeit und seine Kunst stehen da plötzlich über dem schamlosen Verrat. Soll das die Lehre daraus sein? Ich will und kann kein abschließendes Urteil fällen, nicht über ihn, nicht über seine Mitspieler, schon gar nicht über das Publikum, dass ihn offensichtlich dennoch feierte und liebte, aber dennoch ein Urteil über diesen Film: unglaublich gut.

Hier zur Erinnerung ein paar Zitate:

Zum Parteisekretär, der sein Parteibuch verlangt: „mein Parteibuch gebe ich genau so wenig ab wie meine Gesinnung“

„Ich kann mich nicht entschuldigen, ich kann nur auf Verzeihung hoffen“

Ich muss den Film noch mal sehen, habe die anderen Sprüche vergessen.