Der unauslöschliche Glaube an die Verschwörung Teil 2

Hier kannst du den Podcast hören. Oder/und danach den Text lesen.

Der Kanal redefabrik hat einen Video bereitgestellt, dass sich mit Verschwörungstheorien auseinandersetzt. Ich finde das Video ganz gut, aber das darf jeder für sich selbst entscheiden, deshalb hier in der Beschreibung der link zu diesem Video https://www.youtube.com/watch?v=35ayb50j9mQ.

Ich setze mich nicht mit diesem Video auseinander sondern mit der Kommentierung und dabei genauer mit einen Schlagabtausch, auf den ich nach einigem Lesen gestoßen bin. Ich kann leider kein Link dafür angeben, das ist wohl technisch nicht möglich, deshalb habe ich den Thread kopiert und man darf sich das gerne unabhängig durchlesen. Dabei sind einige Kommentare von mir eingeblendet, in kursiv, so dass sie auch gerne übersprungen werden können, um unabhängig zu urteilen. Der Disput findet zwischen einem mortal combat statt auf der einen Seite und auf der anderen Seite ein Kommentator mit dem Namen Der Spiegelhalter und später steigt für den Spiegelhalter ein Kommentator mit dem Namen KDK ein. Man darf sich natürlich auch über diese Namen Gedanken machen, aber auch das will ich hier aus Platzgründen und vor allem Zeitgründen unterdrücken.

Mortal combat wirft der Bundesregierung und den Mainstream-Medien vor, Verschwörungstheoretiker zu sein weil sie sich nicht mit den „wissenschaftlichen Standpunkt der Professoren und Doktoren auseinandersetzen die die Corona-Maßnahmen kritisieren, sie würden sich weigern in den offenen Diskurs zu geben“. Hier wird stillschweigend unterstellt, dass Meinungsäußerungen von Professoren und Doktoren, deren Name er nicht nennt oder vielleicht auch nicht kennt, automatisch wissenschaftlich begründete Meinungen sind. Vielleicht will er auch suggerieren, dass Professoren und Doktoren per se Wissenschaftler sind. Was allerdings nur in den seltensten Fällen zutrifft. Und wenn Sie es sind oder waren, haben sie gewöhnlich nicht das Expertenwissen für das hier geforderte Spezialgebiet und hatten es auch früher nicht oder es ist veraltet.Ich benutze hier absichtlich keine Namen, da auch mortal combat  keine Namen genannt hat.

Stattdessen würden Politik und Medien „den Aussagen des RKI und Doktor Drosten blind vertrauen“.  Sie vertrauen nicht nur, sie vertrauen blind, das Drosten kurzerhand der Professorentitel aberkannt wurde, sei geschenkt und dass diese Institutionen und Personen nur noch Aussagen machen im Gegensatz zu den wissenschaftlichen Standpunkten der nicht genannten Professoren und Doktoren mag jeder für sich selbst bewerten. Für mich ist interessant, dass diese sprachlichen Verschiebungen möglicherweise völlig unbewusst stattfinden, dennoch muss man sie aufdecken, damit die Argumentation richtig bewertet werden kann.

Nun verlangt mortal combat, dass die Politiker „vernünftige Maßnahmen ergreifen“ und behauptet „diese Maßnahmen die gerade laufen absolut unvernünftig sind“. Vermutlich kennt mortal combat die vernünftigen Maßnahmen, aber darum geht es nicht: mit seinem „absolut unvernünftig“ verstärkt er seine Behauptung, um sich einer faktischen Begründung der angeblich unvernünftige Maßnahmen zu entledigen.

Nun räumt Der Spiegelhalter ein, dass es schon vor den Kontaktverboten  (die es übrigens nie gegeben hat) die Erkrankungen rückläufig waren. Das ist natürlich ein gefundenes Fressen für mortal combat und er unterstellt, dass Der Spiegelhalter gesagt habe, dass die Infektionszahlen schon rückläufig „vor den allerersten Maßnahmen“ gewesen sind. Wieder eine Verstärkung auf „allererste Maßnahmen“, obwohl Der Spiegelhalter das weder gesagt hat noch stimmt es. Nun wird noch munter behauptet „die Zahlen stimmen vorne und hinten nicht“, also vermutlich kennt er die richtigen, um das zu behaupten. Und dass die „Todeszahlen recht niedrig“ wären gegenüber „durchschnittlichen Grippetoten“. Welche meint er, die von 2018 mit einer deutlichen Übersterblichkeit oder die von 2016 und anderen Jahren mit einer großen  Grippewelle ohne deutliche Übersterblichkeit bzw.  ohne eine messbare Übersterblichkeit? Aber nun fange ich doch an, auf der Sachebene zu argumentieren, ich will ja auf der Sprachebene bleiben. Die Sachebene haben eigentlich Spiegelhalter und KDK hervorragend bedient. Für die sprachliche Ebene halten wir fest, dass er quantitativ scheinende Angaben (recht niedrig, durchschnittlich) ohne Zahlen macht.

Aber jetzt lässt er doch die Katze aus dem Sack, denn er meint, daraus schließen zu können, dass „im Hintergrund ganz was anderes läuft“. Auf die Nachfrage was denn da im Hintergrund gelaufen wäre kommt der Hinweis auf die Schweinegrippe. Hier wurden wir „bewusst verarscht, nachweislich“. Wieder diese verstärkende Sprache verarscht ist schon sehr stark bewusst verarscht, das ist schwerer Betrug und nun ist es auch noch nachweislich, dann wäre es ja schon fast gerichtlich dingfest zu machen. Damit ist es also nachweislich nachgewiesen. Ich habe mal gelesen, dass man Verschwörungserzähler nicht verspotten soll, dann solidarisieren sich die Noch-nicht-Verschwörungserzähler mit ihnen. Mag sein, aber manchmal muss man Luft rauslassen.

KDK fragt nach aussagekräftigen Quellen und mortal combat antwortet „guck doch bitte die doku „profiteure der angst“ an, findest du auf Youtube“ . Das ist interessant, jetzt werden die viel gescholtenen Mainstream-Medien als Kronzeugen für die Wahrheit angerufen. Natürlich nur wenn sie passt. Dies ist eine sehr übliche Methode hat aber leider nichts oder nur wenig mit meiner Sprachkritik zu tun. Kann es mir hier nur wieder nicht verkneifen.

KDK führt nun die Spanische Grippe an und wird von mortal combat zurechtgewiesen, dass man die Spanische Grippe ja nicht mit der jetzigen Situation vergleichen kann, damals gäbe es ja 50 Millionen Tote. Das ist doch eine recht kuriose Argumentation. Vielleicht ist die Überlegung angebracht, obwohl sie in dieser Absolutheit nicht stimmt, dass es diese 50 Millionen Tote gab, weil eben solche drastischen Maßnahmen nicht ergriffen wurden. Also man muss durchaus vergleichen aber das Vergleichen verbietet sich ja.  Nun meinte er, dass das in Deutschland ein „falscher Alarm“ gewesen sei, „nichts besonderes gewesen ist“, er meint die Epidemie. Diesmal keine sprachliche Verstärkung sondern Abschwächung aber mit dem gleichen Ziel, fehlende Fakten und Zahlen durch Sprachakrobatik zu ersetzen. Und wieder will ich mir eine aus der Reihe nicht verkneifen: Da kann ich nur hoffen, dass mortal combat damals gefordert hat, dass die freien Bettenkapazitäten den Italienern und Franzosen zur Verfügung zu stellen sind und die Regierung aufgefordert hat, Solidarität zu üben und nicht zu mauern. Das wäre mal eine richtig massive Kritik gegen die Regierung, für die er meine Unterstützung bekommen hätte. Aber ich befürchte, dass er damals vor Angst geschlottert hat bei dem Gedanken, dass die Regierung vielleicht auf die Idee kommen könnte,  europäische Solidarität zu üben.

Nun ist die Maskenpflicht „absolut absurd“, wieder diese sprachliche Überhebung, die wiederum als Ersatz für Belege fungieren soll. Und dass die Maskenpflicht nur heute „absolut absurd“ ist und vor einigen Wochen noch nicht, bleibt sein Geheimnis. Hier könnte er sogar RKI und  Drosten kritisieren, die häufig die Bedeutung der Maske heruntergespielt haben, ja sie zum Teil sogar als kontraproduktiv angesehen haben.

Solche Dispute gehen gewöhnlich sang und klanglos zuende. KDK hat noch mal zwei ganz gute fundierte Kommentare angehängt, aber dann kam keine Antwort mehr, lassen wir das auch hier ausklingen und ihr könnt euch eure eigenen Gedanken machen. Ich habe noch vor einen, vielleicht sogar zwei Podcast anzuhängen, die sich mit Verschwörungsglauben im Zusammenhang mit der Corona-Krise beschäftigen und werde mich dann wieder melden.

Kommentierte Wiedergabe des Disputs