Wenn die Zeitung oder das Fernsehen von Unglücken berichten (Busunglücke Flugzeugabstürze, Terroranschläge, Gasexplosion in einer Miene und so weiter) dann stürzen sich die Berichterstatter auf Bild und Filmmaterial und wie besessen auf die Opferzahl 69, 70, 71, 72 … oder werden es noch mehr? Fast ein sportlicher Wettstreit scheint auszubrechen, wer zuerst die höchsten Opferzahlen vermelden kann. Sie hätten es aber doch ganz einfach, viel beeindruckendere Zahlen nicht nur alle paar Tage oder Wochen zu melden sondern im Sekundentakt: jede Minute 1 Erwachsener, alle 5 Sekunden ein Kind. Hallo, liebe Mitbürger, wieder ein Hungertoter! Irgendwo gibt es eine Uhr, die ständig die Neuverschuldung der Bundesrepublik, der USA, der Welt hochzählt. Warum nicht eine solche Uhr auch für die Hungertoten? Natürlich, dann würdet ihr keine Zeitung mehr aufschlagen, keine Fernsehennachrichten mehr sehen, wenn im Laufbalken neben den Aktienkursen oder Fußballergebnissen die Hungertoten sekündlich gezählt würden. Das wäre übrigens mehr als vernünftig, denn beides hat miteinander zu tun.
Was kann man dagegen tun? Spenden sammeln, als NGO-Mitarbeiter nach Afrika, Asien oder Südamerika gehen? Alles gut, sehr gut! Wenn man in Extremsituationen jemand ganz konkret vor dem Hungertod bewahren will. Alle diese menschlich mustergültigen Aktionen tragen dazu bei, dass der Hunger in der Welt zurückgeht. Ja, der Hunger in der Welt ist zurückgegangen und damit auch die Anzahl der Hungertoten. Aber hat das mit deinem oder meinen Spenden zu tun oder mit dem Einsatz selbstloser Helfer in den Elendsgebieten? Wohl kaum oder nur wenig. Die Ursachen für den Rückgang will ich hier gar nicht untersuchen (später mal), denn die Bewegung zu weniger Hunger wird immer schwächer, ja es könnte auch wieder rückläufig werden. Das Programm der UNO bis 2030 den Hunger zu besiegen, wird jedenfalls nicht erfüllt.
Wie kann man also diesen eingeschlagenen Weg wieder beschleunigen. Eines wissen wir, es gibt genug zu essen und es gibt auch für weitere Milliarden von Menschen genug zu essen. Eine „Überbevölkerung“ bringt uns nicht an den Bettelstab. Jean Ziegler, ein Soziologe aus der Schweiz, behauptet, wenn heute die Spekulation auf Grundnahrungsmittel verboten würde, gäbe es morgen keinen Hunger mehr in der Welt und schlägt „ein sehr einfaches demokratisches“ Verfahren vor, um dies zu erreichen:
Wolfgang Schäuble, unser gewählter Volksvertreter und sehr einflussreiche Vertreter unseres sehr einflussreichen Landes soll von uns ermächtigt, also beauftragt, also gezwungen werden, in allen internationalen Finanzeinrichtungen wie IWF und Weltbank, das Verbot der Spekulation auf Grundnahrungsmittel durchzusetzen. Und, das füge ich an, wenn ihm das nicht gelingt, solle er es für die Bundesrepublik per Gesetzesvorschlag durchsetzen. Schon heute hätte er dafür eine Mehrheit. Und man solle mir nicht erzählen, dazu bräuche man den internationalen Konsens. Brauchten wir für den Atomausstieg den internationalen Konsens, obwohl auch dies bis heute immer wieder als unabdingbar angesehen wird? Natürlich muss ein solches Gesetz für deutsche Staatsbürger und deutsche Institutionen strafbewehrt sein, sonst ist es nur ein müder Appell.
Aber stimmt es auch, was Ziegler sagt? Ist die Spekulation auf Grundnahrungsmittel die Quelle allen oder genauer dieses Übels? Zunächst vertraue ich auf die Seriösität dieses Wissenschaftlers, dennoch will ich es genau wissen und werde dem nachgehen und hoffentlich bald darüber berichten, ebenso über die Hungerentwicklung der letzten 50 Jahre.
Ihr seht aber, es gibt demokratische Wege, wenn wir „die da oben“ ermächtigen und zwingen, das zu tun was sie – jedenfalls die Leute von der Intelligenz eines Schäuble – längst wissen und verstanden haben. Sie müssen „nur noch“ von uns dahin geschoben werden.