Was ist Rent-Seeking?

Mein Gott, schon wieder ein englisches Wort! Gibt es denn dafür kein deutsches, das man gleich verstehen kann? Gibt es nicht, jedenfalls kenne ich keins. Wir müssen wieder ganze Sätze bilden, die dann keiner zu Ende liest. Und ich würde das Wort auch gerne im englischen Sprachraum belassen, wenn die Sache, die es ausdrückt, auch dort bliebe. Aber das bleibt sie mitnichten, sie ist auch bei uns, auch in Europa, sie ist global. Es ist die Suche mit dem Geld in der Hand nach einem größeren Stück Kuchen in der endlichen nur langsam wachsenden Weltproduktion. Ja, es ist zu viel Geld in der Welt. Nicht in deiner Tasche, da brauchst du gar nicht zu seeken, da seekst du vergeblich. Glaube mir, es ist tatsächlich zu viel Geld in der Welt und Geld soll sich vermehren und möglichst ohne Anstrengung sonst wird es ganz sicher weniger und ich verarme.

Geld muss angelegt werden, sonst verschwindet es irgendwann. Auch du möchtest für dein bisschen Geld ein paar Zinsen haben. Auch du bist ein Rent-Seeker. Nun gibt es aber kaum noch Zinsen oder gar keine oder gar negative Zinsen. Du hast also als Rent-Seeker kläglich versagt. Wie machen es nun die mit den dicken Taschen, dass die Taschen immer dicker werden. Das ist auch bei denen Versager gibt, die irgendwann mit leeren Taschen dastehen, mag dir ein schwacher Trost sein. Sollte es aber nicht. Denn es bedeutet nur, dass es noch weniger gibt mit noch dickeren Taschen. Und sehr, sehr dicke Taschen bedeutet sehr, sehr viel Macht. Dieses Gesetz konnte noch keine Demokratie aushebeln. Aber Macht und Demokratie ist ein anderes Thema und wird mich in diesem Blog noch öfters umtreiben. Zurück zum Rent-Seeking. Solange die Innovationskraft in einer Gesellschaft riesig ist, solange das Geld nur darauf aus ist, diese Innovationskraft zu stärken, ist noch einiges gut, wenn auch längst nicht alles. Aber wenn die Innovationskraft erlahmt oder gar gedrosselt wird, weil das Kapital, dieses flüchtige Reh, bequemere Anlageformen findet, fängt es an kritisch zu werden, Gerät die Gesellschaft immer mehr aus Ihrem labilen Gleichgewicht, geht die Schere zwischen Arm und Reich nicht mehr langsam auf sondern klafft weit auf, sprengt ihre Scharniere.

Wo gibt es diese bequemen Anlagemöglichkeiten? Es gibt einige, aber ich will nur eine nennen, weil sie uns alle unmittelbar betrifft: sie findet immer dann statt, wenn Ihr das Wort Privatisierung hört, wenn die öffentliche Hand aus welchen Gründen auch immer ihr Tafelsilber verscherbelt. Das geht auch dich etwas an, hier wirst du beraubt mit Hilfe von Geld, das nichts wert ist. Immer, aber auch immer, geht auf die Straße, wenn auch nur der Hauch eines Verdachts auf Privatisierung besteht.